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Eintrag: 10.02.2019
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Dirty Harry
inhalt: Diese Rolle wurde zu seinem Markenzeichen: Clint Eastwood spielt einen kaltschnäuzigen Detective, der in San Francisco rigoros aufräumt. Ein Heckenschütze (Andy Robinson), der sich Scorpio nennt, hat bereits zwei Morde begangen. Harry Callahan wird den Täter schnappen - so oder so. Denn Vorschriften sind nicht sein Ding.
eine kritik von dicker hund:
Don Siegel ("Die Dämonischen") führte 1971 die Regie bei einem Polizeithriller, der es auf vier Fortsetzungen brachte und zahlreiche spätere Werke inspirieren sollte. So erinnern schon die gelben Credits an Tarantino, während das Motiv des unerwünschten Partners des Polizeiinspektors spätestens bei einem Rettungseinsatz für einen Suizidenten mit "Lethal Weapon" in Verbindung gebracht werden dürfte. Ja, "Dirty Harry" warf seine Schatten voraus, wie es die imposanten Hochhäuser in den Panorama-Aufnahmen der Stadt San Francisco tun. Gleich ob von einem ihrer Dächer oder von einem Hubschrauber aus, die Vogelperspektiven sind ein absolutes Highlight des Films, gipfelnd in der genialen Stadionszene. Hauptdarsteller des dreckigen Cops ist Clint Eastwood, der "Fremde ohne Namen", der "für eine Handvoll Dollar" tätig wird. Den Zynismus dieses Raubeins weiß er mit einem Ausdruck zu füllen, der in extremen Momenten in aufkeimenden Irrsinn eskaliert, der im Blick vor sich hinfunkelt. Ansonsten gibt es von ihm gerne mal einen lockeren Spruch zu hören oder ein Grinsen zu seriöser Ermittlertätigkeit wie einer Scheinhinrichtung zu betrachten (Humor 2/10). Im Originalton erfährt man dabei, wie der Oneliner "Well, I guess you didn't feel so lucky, punk!" aus dem kultigen Ego-Shooter "Duke Nuk'em" zustandekommt. Doch selbst in der etwas zahmeren deutschen Synchro wird schnell klar, warum auch John Wayne für die Rolle im Gespräch war: "Lassen Sie mich dieses Vieh fangen." Gemeint ist der "Skorpion", noch wahnsinniger gespielt von Andrew Robinson, welcher im Lieblingsgenre des Autoren dank "Hellraiser" und "Chucky 3" kein Unbekannter ist. Seine Figur sorgt für eine Telefonzellenschnitzeljagd, wie sie noch einmal in "Stirb langsam 3" aufgenommen wurde, heute aber so nicht mehr denkbar wäre. Derlei Verfolgungsszenarien leben von durchdachten Stunts und gelassen choreografierter Action, die ohne Schnittgewitter und Illusionen aus dem Computer auskommt. In Begleitung der jazzigen Bassgitarre und der launigen Drums erweisen sie sich als erfreulich zeitlos. Noch immer unangenehm fühlt sich das Verhalten des Antagonisten gegenüber Kindern an, welches zusammen mit der Aufnahme einer nackten Frauenleiche und Passagen in unwägbarer Finsternis für einen nennenswerten Horroranteil (4/10) sorgt. Sleazig wirken die gelegentlich eingestreuten Erotikandeutungen (Sex 3/10), wenn sie in Gestalt außergewöhnlicher Spannersituationen und Impressionen von Stripteaselokalen gute Gründe für das im Titel enthaltene Adjektiv liefern. Dieses bestätigt sich letztlich auch in den Gewaltspitzen (4/10), welche zwar mit wenig Kunstblut auskommen, aber kaltblütig und im Übrigen sicherlich nicht politisch korrekt kommentiert sind. "Er hat seine Standpunkte." Über das Selbstjustizmoment und die positive Darstellung brutaler Autorität lässt sich streiten, wobei der Kollege Punisher hierzu bereits eine angenehm treffende Reflektion auf dieser Seite hinterlassen hat. Als Denkanstoß taugte der Film indes wesentlich besser in seinem konkreten historischen Kontext, den wiederum der Kollege MortAhead ansprechend aufbereitet hat. Die aufgeworfene Schwäche des Rechtsstaats aufgrund der Doktrin "fruit of the poisoness tree" ist allerdings ein vor allem nordamerikanisches Problem, das sich in Ländern wie der Bundesrepublik Deutschland, in denen es diese Regel nicht gibt, von vornherein nicht in solcher Schärfe stellt. Technisch ist "Dirty Harry" nicht frei von kleineren Fehlern, die ab und zu als störend empfunden werden können. Bei der Kameraführung fällt bei einigen Schwenks ein dezentes Ruckeln auf, daneben stolpern einige Zooms unschön auf ihr Ziel zu. Das verwässert den Wein der bombastischen Perspektiven wie etwa auf das eindrucksvoll fotografierte Kreuz im Park ein bisschen. Die in den dunkel gehaltenen Szenen entstehende Spannung leidet daneben schon einmal an einer suboptimalen Ausleuchtung. Wenn man bis auf die Nasenspitze des schmierigen Bullen sowieso nichts erkennt, bleibt naturgemäß wenig Raum für unheimliche Schatten. Trotzdem ist diese große Filmperle (8/10 Punkten) ein sehenswerter Klassiker im cineastischen Räuber-und-Gendarm-Spiel. Ihr Skandalcharakter ist inzwischen relativiert, so dass die eingeschränkte Jugendfreigabe der FSK konsequent ist. Als gediegen fiese Unterhaltung in behäbigem Tempo empfiehlt sie sich immer wieder gerne.
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